PogoONE, 07.01.2010 1820 utc
30°15’N
047°55’W
Noch 1075 Meilen. Seit Guadeloupe hatten wir irgendwann heute vormittag die Hälfte der Strecke. Die zweite Hälfte sollte etwas schneller gehen. So dachten wir auch gestern abend und liefen zügig in die mondlose Nacht. Es steuerte sich unangenehm, da das grau ringsum völlig konturlos war. Drei Stunden ging es ganz gut, dann zog in Luv etwas deutlich dunkeres auf. Ist nachts schwer zu erkennen, aber eine Böenwalze schien mit von der Partie zu sein. Also saßen wir da, fertig zum Sprung, um den Spi nicht aus Versehen zu früh zu bergen. Immerhin hätte in der Wolke auch Flaute stecken können. Steckte aber nicht. Ein kühlerer Lufthauch kündigte die Bescherung an, da sprang Marcin schon auf und hatte den Spi verpackt im Bergeschlauch gerade auf dem Vorschiff, als die erste Böe durchs Rigg orgelte. Danach sind wir geschlagene acht Stunden zwischen einem und neun Knoten schnell auf verschiedenen Kursen durch die Finsternis gestolpert.
Die Dunkelheit hatte so ungefähr die Färbung von flüssigem Teer. Sogar die Maschine haben wir bemüht, was zu Batterieladungszwecken ohnehin mal wieder fällig war. Immerhin hatten wir erst drei Nächte zuvor das letzte Mal geladen und in der Zwischenzeit nur 120 Ah verbraucht. Teilweise war da stundenlager nächtlicher Autopilotenbetrieb mit drin. Als Vergleich:
mit der Energiemenge, mit der wir drei Tage lang klarkommen, kann man eine 60W Glühlampe exakt einen Tag lang brennen lassen. Schon recht eneriesparend, so eine Fahrtenyacht im Langfahrtmodus.
Heute morgen war der Wind dann wieder da. Wehte mit fünf bis sechs Stärken aus Südwest, als sei nie etwas gewesen. Also sind wir wieder auf Nordkurs gegangen, den wir gestern abend mit der Halse eingeschlagen haben, um einem kleinen Hoch auszuweichen, das hier morgen durchziehen soll. Das soll möglichst weit südlich von uns bleiben, das wir brav weiter westliche Winde ohne Flaute haben.
Von Flaute jedenfalls war hier nicht viel zu spüren. Im Gegenteil: der Vormittag wurde regelrecht stürmisch. Erst ein, dann das zweite Reff im Groß und trotzdem bis zu 19 Knoten schnell bergab. Nun steht schon wieder der Spi, da die Geschwindigkeit auf acht Knoten zu fallen drohte. Das konnten wir natürlich nicht zulassen…
Vielen Dank für Eure Grüße!!!
Matze, Danke daß Du Ollis Pensum für Wetterpech auf dieser Route letztes Jahr mit absolviert hast! So können wir ein paar schöne Gleittritte genießen.
Christoph, Olli erzählte von Dir und daß Du schon auf den Kanaren wärst.
Wir pusten ordentlich, wenn hier das Hoch durchgeht, auf daß es weit genug südlich zieht, daß Du auch etwas davon hast.
Wir jedenfalls rechnen schon, wie lange wir wohl für die restlichen tausend Meilen brauchen. Hängt schon ein Sailingislandwimpel im Café Sport? Wenn nicht, dann kümmern wir uns drum. Vielleicht so ungefähr am 13.01. dafür sind gut sieben Knoten im Schnitt, also 175 Meilen täglich erforderlich. Hört sich bei den aktuellen elf Knoten unter Spi recht einfach an. Aber bis dahin erwarten uns noch eine Phase schwachen Windes und wahrscheinlich am Ende sogar ein Sturm. Letzterer ist bis zu einem gewissen Grad ja durchaus günstig, aber wir werden wohl übermorgen ein Modell schmieden, wie wir mit einem Sturm direkt bei den Azoren umgehen würden. Immerhin hieße dem Sturm auszuweichen auch dem Ziel ausweichen.
nach den 40 Knoten Wind heute vormittag sehen wir jedenfalls allem bis 50 Knoten entspannt entgegen, solange es nur weiterhin von hinten kommt.
2140 utc
Haben ein Bergfestabendessen gemacht. Nudeln mit Trüffelbutter und Bourbon-Vanille Pudding hinterher. Geht´s uns gut!