Transatlantik von West nach Ost

Logbuch 04.01.2010 – Und es ist flau, flau, flau …

PogoONE 04.01.2010 1300utc
23°50’N
055°14’W

“irgendwie spür ich genau, ich fühl mich überlegen und so schön wie ein Pfau und es ist flau, flau, flau …”

In dem Lied von Frank Schönfeld klingt das ganz lustig. Uns nervt es. Die 200 Meilen im Durchschnitt können wir somit natürlich vergessen.
Das fühlte sich bi gestern an, als bliebe für immer Wind. Nun kämpfen wir schon seit 15 Stunden mit den Segeln, dem auf der Luvkante gestauten Ballast und mitunter leider auch mit dem Lärm der Maschine. Wir haben ohnehin viel zu viel Diesel dabei, da verbrauchen wir eben ein paar Liter.
Gestern abend haben wir noch die erste Halse gefahren und ein sehr leckeres Travellunch-Abendessen im Cockpit gehabt (nur Marcin ist immer noch nicht von der Pampe überzeugt). Bei ruhiger See und 7-8 Knoten Fahrt hatten wir die Wachen eingeteilt und den Autopiloten auf den Spinnacker eingeschossen. Alles blieb gut bis Mitternacht Ortszeit. Da kam eine dunkle Wand des Wegs, die wir natürlich ohne Spinnacker über uns hinwegziehen ließen, um zu merken, daß der Wind eher einschläft als auffrischt. Also Tüte wieder hoch und mit sechs Knoten weiterschaukeln. In der Zwischenzeit sind wir schon etliche Meilen motort. Die aktuellen Gribfiles sehen für unsere Position 10 Knoten Südwind vor. In Wirklichkeit sind es nur 4 Knoten aus WNW und eine gewaltige Dünung aus der gleichen Richtung. Diese tief atmenden Wellen, die hier anrollen, erzählen Geschichten von Starkwind aus der richtigen Richtung und Etmale über 250 Meilen, das muß aber in einer anderen Realität stattfinden. Hier reicht der Hauch noch langen nicht, die Segel zu füllen.

Nilgün, wir haben Deine Frage von Tino weitergeleitet bekommen und nun hat ja auch schon der telefonische Kontakt funktioniert. An alle anderen, Fragen oder Tipps könnt Ihr uns zukommen lassen. Momentan wären wir dankbar für Durchführungsanleitungen alter heidnischer Windzeremonien.

2000utc:
Es ist traurige Gewißheit. Unser Etmal betrug kümmerliche 118 Meilen, für die auch noch teilweise die Maschine verantwortlich ist. Der Spi zieht uns nun wieder mit 5-6 Knoten dem Ziel entgegen, aber diese gewaltige Dünung steht nach wie vor und deckt teilweise den Wind ab. Eine unglaubliche Szenerie. Diese wandernden Berge sind einfach gewaltig.
Das Boot zeigt unangenehmerweise Macken. Der Drehzahlmesser mit Betriebsstundenzähler zickt rum (zum Glück geht der Alarmsummer noch) und die Genuarollanlage wird von Tag zu Tag schwergängiger.
Der Skipper ist außer sich. Der kann die Vorzüge dieser Anlagen als Jünger Erdmanns nur schwer einsehen und schwadroniert von Stagreitern.
Hoffen bei Euch ist das Wetter besser,
Pogo1 und Crew

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